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„Der lange Marsch“

Mao Tse-tungs Weg zur Macht

Brandenburgisches Verlagshaus (in der Dornier Medienholding), Berlin 1998
Hamann/Völkel/Wogawa: "Harry Thürk. Sein Leben, seine Bücher, seine Freunde", 2007 – S. 134-138

Klappentext (Buchrücken) der 1. Auflage 1998:

Der Lange Marsch - ein in der Geschichte Chinas entscheidendes Ereignis: ohne ihn gäbe es die Volksrepublik vielleicht heute nicht. Mitte Oktober 1934 brachen aus ihrem revolutionären Stützpunkt Kiangsi etwa 80000 "rote Rebellen" auf, um der Vernichtung durch die Armee der Kuomintang zu entgehen.
12000 Kilometer legten sie unter schwierigen Bedingungen und härtesten Kämpfen zurück, bis Mitte Oktober 1935 8000 von ihnen im Nordwesten des Landes, bei Jenan in eine von der Kuomintang nicht mehr zu gefährdende Zone einzogen. Hier schufen sie einen neuen Stützpunkt der kommunistischen Revolution, der in der Folgezeit zur Keimzelle des heutigen Staatswesens wurde.
Harry Thürk, Autor militärgeschichtlicher Dokumentationen wie PEARL HARBOR, SINGAPORE, MIDWAY, HÖLLE BURMA u.a. läßt den Leser nicht nur den Marsch selbst nacherleben, er entschleiert auch Hintergründe, die heute noch vielfach unbekannt sind. Ein Buch für den Leser, der Einblicke in die Entwicklung asiatischer Länder schätzt.


Kurzbeschreibung bei amazon.de:
Die Wurzeln zum Verständnis des heutigen China liegen weit zurück. 1934 - der Nationalist Tschiang Kai-shek setzte gegen das Sowjetgebiet in der Provinz Kiangsi alle verfügbaren Truppen und Waffen ein. Der Übermacht wichen 80.000 kommunistische Kämpfer aus - westwärts, nordwärts, wieder westwärts - ständig bedroht vom Gegner und den Tücken des rauhen Landes. Nur noch etwa 8000 erreichten sicheres Gebiet, um den Endkampf der Revolution vorzubereiten.
Der Autor vieler bekannter Ostasienbücher bleibt traditionell an den verbürgten Tatsachen und bricht das Bild, das die Teilnehmer am Langen Marsch, Mao Tse-tung, Tschou En-Lai, Peng Te-huai und andere rotchinesische Spitzenpolitiker und Militärs zu zeichnen versuchten. Konflikte mit der Moskauer Komintern und mörderische Machtkämpfe im Innern, die Mao für sich entschied, werden nachgezeichnet. Fernab aller Legenden wird ein welthistorisches Ereignis nacherlebbar.

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Kapitel-Übersicht (Kapitel im Buch nicht nummeriert):
Vorbemerkung

Der Autor hat historische Gestalten und ihr Wirken nach seinen eigenen Erkenntnissen dargestellt, ohne sich an die von verschiedenen China-Historikern vorgegebenen und teils einseitigen Ausdeutungen zu halten. Nicht historisch überlieferte Personen hat der Autor frei erfunden.
Der Chronist ist eine solche Person. Der Autor weiß, daß ein Mann namens Hsu Meng-chu, der in Jenan noch gesehen wurde, vor, während und nach dem Langen Marsch, Aufzeichnungen über den Ablauf des Geschehens gemacht hat. Hsu Meng-chu hatten beide Beine bis zu den Knien amputiert werden müssen. In Jenan verlor sich für den Autor jedoch seine Spur. Er entschied sich daher für die Verwendung einer fiktiven Figur namens Hung.

1. Der Chronist

Shanghai, 1933. Dem aus reicher Familie stammenden Seemann Hung fällt nachts ein völlig entkräfteter Flüchtling vor die Füße. Er versteckt den Politischen, der sich als Lu vorstellt, bis der wieder bei Kräften ist. In langen Gesprächen über Politik erfährt Hung manches über die chinesische Geschichte sowie den kommunistischen Stützpunkt in Djinggangshan, zu dem Lu zurückkehren will. Dort liegt die letzte Hochburg der chinesischen Kommunisten, die nach dem Tode Sun Yat-sens von der nationalistischen Bruderpartei, der Kuomintang, verraten worden waren. Einige Wochen nach ihrer ersten Begegnung heuert Hung auf einem Schiff nach Swatou an und nimmt Lu als blinden Passagier mit. Auf der Fahrt entschließt er sich, Lu in die Berge Djinggangshans zu folgen.

2. Djinggangshan

Nachdem Hung und Lu den Komintern-Agenten Otto Braun (alias Li Teh) abgeholt haben, erreichen sie nach weiteren Wochen das kommunistische Hauptquartier in Juidjin. In Jutu, weiter nördlich, lernen Hung und Li Teh Mao Tse-tung kennen, den "Bauerntheoretiker", der erst kürzlich seine politischen Ämter an die orthodoxen Komintern-Anhänger unter den chinesischen Kommunisten verlor. Während sich die UdSSR-treuen Theoretiker wie Li Teh und die "28 Bolschewiken" mit den Praktikern wie Mao und seinem General Tschu Teh zerstreiten, gelingt es den rechtsnationalistischen Truppen unter Tschiang Kai-shek, die Republik Djinggangshan immer enger einzuschließen. Eine schnelle Entscheidung ist nötig und die Kommunisten beschließen den Ausbruch.

3. Durchbruch

Am 16.10.1934 verlassen die Rebellen Ihre Basis und durchbrechen an einer schwachen Stelle die Einschließung. In mehreren Kolonnen marschieren sie südwärts, ohne konkretes Ziel. Tschiang Kai-shek, durch diese "ungeordnete Absetzbewegung" und ein Täuschungsmanöver irritiert, wagt erst Tage später den Angriff auf die ehemalige Räterepublik. Er erkennt seinen Fehler und befiehlt die unverzügliche Verfolgung der Kommunisten. Etwa zwei Monate waren die Rebellen - in ständiger Bedrohung durch Tschiangs Luftwaffe und von häufigen Gefechten mit Regionaltruppen aufgehalten - bereits marschiert, als sie Liping erreichen. Nach kurzer Rast ziehen sie weiter und nehmen die Stadt Tsunji nach der erkämpften Überquerung des Flusses Wu durch eine List ein.

4. Tsunji

In Tsunji wird vom 6. bis zum 8. Januar 1935 die Konferenz abgehalten, die nicht nur den Verlauf des Langen Marsches, sondern auch den zukünftigen Kurs der chinesischen Kommunisten schlagartig verändern sollte. Mao Tse-tung und General Tschu Teh nehmen mit Unterstützung des Militärratsvorsitzenden Tschou En-lai die Führung aus den Händen der UdSSR-treuen Kommandeure Li Teh, Lo Fu und Bo Gu. Nach dem Führungswechsel wird das weitere Vorgehen geplant: Die 1. Frontarmee würde sich jenseits des Yangtse mit der 4. Frontarmee unter Tschang Kuo-Tao vereinigen, um dann gemeinsam im Norden gegen die Japaner vorzugehen. Ende Januar brechen 30.000 Mann gen Süden auf, in weitem Bogen die Kuomintang-Befestigung in Tschungking vermeidend.

5. Über den Goldsandfluß

Der Februar des Jahres 1935 vergeht unter geschickten Manövern der Rebellen, die ihr Ziel, die Kuomintang zu verwirren, bestens erreichen. Dann endlich gehen die Befehlshaber der Rebellen zum nächsten Schritt über: der Überquerung des Goldsandflusses, wie der südliche Teil des Yangtse heißt. Sie überrumpeln den Fährort Tschouping nahe der Provinzhauptstadt Kunming und setzen innerhalb von 9 Tagen ihre Truppen über. In den Bergen weiter nördlich jedoch treffen sie bald auf den Volksstamm der Yi (die sogenannten "Lolos"), der Fremden gegenüber als äußerst feindlich bekannt ist. Die Kommunisten gewinnen den Respekt des Bergvolkes und verbünden sich mit ihnen. Bevor sie ihren Weg nach Norden fortsetzen, befreien sie zahlreiche Gefangene der Kuomintang in der Stadt Juehsi.

6. Die Brücke von Luting

Bald wird der Lange Marsch wieder von einem Fluss aufgehalten - dem Tatu. Die Fährstation Anschungtschang wird zwar trotz der dort stationierten Truppen schnell von den Rebellen erobert, die Überquerung muss jedoch wegen des einsetzenden Hochwassers bald abgebrochen werden. Am 28. Mai teilt sich die 1. Frontarmee: die bereits übergesetzte Division unter Liu Po-tscheng marschiert nordwärts, während der Rest den Tatu westwärts umgeht. Ziel: Die Hängebrücke bei Luting. Vier Tage später ist sie erreicht, doch die Kommunisten treffen wiederum auf Widerstand. Nach einer Stunde verbitterten Kampfes müssen die von zwei Seiten attackierten Verteidiger (mit Liu Po-tscheng im Rücken) allerdings aufgeben und auch den restlichen Rebellen gelingt schließlich die Überquerung des Tatu.

7. Schneeberge und Hochmoore

Auf ihrem Marsch nach Norden erreicht die Rote Armee das Hochgebirge, dessen Überquerung nur unter extremen Opfern gelingt. Völlig ausgezehrt kommen die Rebellen endlich zurück ins Flachland und werden am 21.07.1935 in Mougung von der 4. Frontarmee enthusiastisch empfangen. Während sich die Truppen im von Tschang Kuo-Tao kontrollierten Territorium erholen, handeln Mao und der Komintern-hörige Tschang in Maoerhkai die zukünftige Strategie aus, können sich jedoch nicht über das Ziel der vereinigten Streitkräfte einigen. So marschiert Tschang mit seinen unter den Befehl Tschu Tehs gestellten Truppen westwärts (gen UdSSR), während Mao mit General Peng Teh-huai den Weg durch das östliche Hochmoor fortsetzt (zur Guerilla-Basis des 15. Armeekorps').

8. Ziel: Schen-Kan-Ning

In Bassi machen die nur noch 9.000 Mann der 1. Frontarmee Station und das weitere Vorgehen wird beraten. Tschang Kuo-Tao hatte das Bündnis endgültig gekündigt und so setzt Mao alle Hoffnung in Tschu Teh, die 4. Frontarmee doch noch ins neue Rebellengebiet zu führen. Die 1. Frontarmee marschiert weiter, stößt jedoch am Latsekou-Pass im Minshan-Gebirge auf Widerstand. Mit Hilfe des 25. Armeekorps' unter Hsu Hai-tung, das ebenfalls auf dem Weg in das befreite Gebiet um Jenan ist, wird der Pass genommen. Nach einer weiteren Bergkette überqueren die Soldaten die Graslandebene am Fuße der Liupan-Kette und geraten in einen Hinterhalt der Truppen Ma Hung-kweis. Doch auch dieser letzte Widerstand ändert nichts mehr daran, dass die 1. Frontarmee am 20. Oktober endlich ihr Ziel erreicht.

Daten und Fakten

Nach Angaben, die sich in Aufzeichnungen chinesischer Teilnehmer des Langen Marsches fanden, sind folgende Zahlen wahrscheinlich:
Gesamtstärke beim Abmarsch aus dem Gebiet Djinggangshan am 16. Oktober 1934: ca. 80 000 Kämpfer
Davon ca. 50 Frauen und die gleiche Zahl Minderjährige.
Sie verfügten über ca. 40 000 Gewehre mit durchschnittlich je 60 bis 80 Patronen, ca. 1 000 Maschinengewehre mit je 400 Schuß Munition, 2 leichte Geschütze (selbst gebaut) mit 200 Granaten.
Dazu kamen mehrere tausend selbstgefertigte Handgranaten, Tausende von Lanzen, Schwertern, Haumessern und Schlagstöcken.
Während des ein Jahr dauernden Marsches legte die 1. Frontarmee der chinesischen Kommunisten etwa 12 000 Kilometer zurück. Sie überwand 13 Gebirgszüge, überquerte 24 Flüsse, marschierte durch 12 Provinzen Chinas und eroberte etwa 60 Ortschaften, die sie meist nur für kurze Zeit besetzte.
Das befreite Gebiet von Jenan/Baoan erreichten am 20. Oktober 1935 etwa 8 000 Kämpfer, von denen etwa 2 500 erst unterwegs zu der Truppe gestoßen waren.
Nicht alle, die Jenan nicht erreichten, waren tot. Ein beträchtlicher Teil wurde krank oder verletzt in der Obhut von Sympathisanten unterwegs zurückgelassen. Ein Teil blieb auch auf Befehl zurück, um im Hinterland Guerillaaktionen zu unternehmen. Von den Frauen erreichten nur 35 Jenan, darunter die Gattinnen von Tschou En-lai (Deng Ying-tschao) und Tschu Teh (Kang Ke-tsching).
Beachtung verdient die Tatsache, daß auf der Seite von Tschiang Kai-shek um die Zeit, in der die Kommunisten ihren Langen Marsch unternahmen, eine beträchtliche Anzahl deutscher Militärs als Berater kämpften. Das waren sowohl Generäle wie auch niedrigere Dienstgrade, die als Spezialisten arbeiteten, zum Beispiel als Ärzte, Ballistiker, Militärtechniker, Kartografen, Chemiker.
Zu ihnen gehörten unter anderem: General Alexander von Falkenhausen, General Gudovius, General Lindemann, General Graf von Moltke, General Knobelsdorff, General Wetzel, General Otto Bauer, General Oskar von Boddin, Oberst Wilck, Hauptmann Meyer, Oberleutnant Gustav Boegel, Leutnant Hummel, Unteroffizier Pohle.

Begriffserklärungen Vier das historische Verständnis erleichternde Begriffe werden kurz erklärt:
Chinesischer Kaiserstaat
Militärische Konflikte mit Japan
Mandschukuo
Shanghai

Ausgaben:
Buchcover Rückseite --- Klicken Sie aufs Bild, um die Vorderseite zu sehen.
Broschur, 192 S., 18.9 cm
Bildnachweis: Archiv des Autors, Abb. auf S. 105 und S. 109 Archiv für Kunst und Geschichte GmbH Berlin
Kartenzeichnung: Manfred Meyer, Berlin
Schutzumschlag: Rex Verlagsproduktion München
Gestaltung und Satz: Typografik & Design - Ingeburg Zoschke
Druck und Binden: Westermann Druck Zwickau


1. Auflage 1998: ISBN 3-89488-122-4